DreiEckenKreis 2019

DreiEckenHeiß

Der fünfte DreiEckenKreis versammelte 50 Unerschütterliche. Ein kleiner Kreis aus Bündischen und Burgfreunden, die der 34 Grad heißen Hitze trotzten und weder den Ferienbeginn in 5 Bundesländern noch das wenige Kilometer entfernte Schall&Rauch-Festival zum Anlass nahmen, nicht den Burgberg zu erklimmen. Dieser allerdings präsentierte sich den von Werleshausen bis aus den USA angereisten Teilnehmern geradezu märchenhaft. Kirschbäume mit Früchten zentnerschwer und ein Pizza und Kirschkuchen spuckender Backofen ließen sich grob mit der Prüfungswiese von Frau Holle assoziieren, zumal die Ludwigsteiner Burg heute tatsächlich Teil eines nach der Kissenschüttlerin benannten Geo-Naturparks ist.

Das sich im kommenden Sommer, Anfang Juli 2020, auf dem Ludwigstein nicht zum DreiEckenKreis, sondern zur Jubiläumsfeier „100 Jahre Jugendburg“ getroffen wird, zog sich wie ein Geschichte, Gegenwart und Zukunft verbindender Themenfaden durch das gesamte Wochenende. In der Eröffnungsrunde wurde an den drei Wochen zuvor von einem Rechtsextremisten ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke erinnert, der 2012 zur Einweihungsfeier des Enno-Narten-Baus gesagt hatte: „Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass die Verantwortlichen von dieser Arbeit geprägt werden und ich glaube, dass dieses Haus, wenn es mit Leben gefüllt ist, dann werden sie reichlich belohnt für die vielen, vielen Stunden, die hier geleistet wurden.“ Am Samstagnachmittag standen anhand eines Reformkittels von Knud Ahlborn, Hugo „Fidus“ Höppners Lichtgebet, der Büste von Helmut Noack und einem Gemälde von Sepp Bestler Reichtum und Ambivalenz der Objektesammlungen des Archivs der deutschen Jugendbewegung im Zentrum einer Spezialführung.

Quasi durchgehend lenkte mit Anspielen und Diskussionen der Arbeitskreis 2020 des Ludwigsteiner Trägervereins VJL die Aufmerksamkeit auf das Festwochenende vom 3.-5.Juli 2020. Einem Brainstorming auf stiftebewerten Maltischen zufolge gäbe es in einem Jahr einen bunten TN-Kreis aus Schwarzzeltern, Ex-Zivis, Landrat und LGBTIQ*-Community die sich in einfachen und wertschätzenden Burgstrukturen zu Toleranz und Mannheimer Resolution bekennen, über den Ludwigstein zwischen Jugendbewegung, maximaler Bettenbelegung und Archiverweiterung diskutieren, den Grundstein zur Beräuner-Philharmonie samt Großschaukel setzen und nach Fassbier, Erbswurst und Riesenburgtorte mit einer Festschrift unter dem Arm die müllfreie Burg mit einer Zwergdohle als Schlüsselanhänger verlassen, nicht ohne sich einen allerletzten italienischen Espresso aus dem Hamburger Cafèmobil genehmigt zu haben.

Drei weitere, sehr unterschiedliche, Arbeitsgruppen fesselten die TN gleichermaßen mit zupackender Magie. Im Werkstattraum konnten unter Schnippels Anleitung schmucke Ledertaschen an nur einem Tag selbst genäht werden. Neben dem Selbstkostenpreis zahlte man mit wunden Fingern und dickem Daumen. Im Schlepptau von Insektenpunk Inox Kappell zog ein kescherbewehrter Trupp stundenlang botanisierend durch Wald und Wiese und fand u.a. Waldameise (formica rufa), Siebenpunkt-Marienkäfer, Feuerwanze, Hornisse sowie den Gemeinen Schnellkäfer und die grüne Stinkwanze. Mit der Kreide in der Hand wurde im Anschluss das unter der Lupe identifizierte Getier zur Wissensfestigung auf den Asphalt der Ludwigsteinstrasse gezeichnet. Ohne Musik kein Bündischtreffen und so schulten Hellas und Fotler vom Zugvogel den Kreis im Singen von Silberspringliedern und erzählten die Legenden ihrer Schöpfung. „Viel Glück“ und „Kameraden sattelt ab“ wurden rasch zu Favoriten und vielleicht war die abendliche Singerunde auch deshalb so gelöst, weil ein Berufener die beiden zur inzwischen zugewucherten Ludwigsteiner Sonnenkanzel führte, dem Ort, an dem Alo „Trenk“ Hamm 1953 den Zugvogel, Deutscher Fahrtenbund, gründete. Der Bund nimmt nach den Erfahrungen des Krieges die absolute Gewaltlosigkeit in seine Statuten auf und Burgwart Walter Jantzen schreibt ihm in die Gründungschronik: "Mit dem Ludwigstein beginnen heißt, Verantwortung zu tragen, mehr als der Durchschnitt vermag."

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Stiftung Jugendburg Ludwigstein