Quellen zur Jugendmusikbewegung

Im AdJb befindet sich ein umfangreicher Quellenkorpus zur Jugendmusikbewegung, der nicht nur Einzelnachlässe mehrerer bedeutender Akteure, sondern vor allem auch den Großbestand des „Archivs der Jugendmusikbewegung“ (Bestand A 228) umfasst. Das Archiv der Jugendmusikbewegung, von Fritz Jöde – einem Hauptvertreter der Bewegung – 1959 in Hamburg gegründet, wurde bereits 1978 in das Verzeichnis „national wertvoller Archive“ aufgenommen und setzte seine Sammlungstätigkeit bis Mitte der 1980er Jahre fort. Mit ca. 350 Archivkartons, Fotosammlung, Tondokumenten und einer eigenen Bibliothek stellt A 228 heute ein veritables „Archiv im Archiv“ dar.

Im Rahmen des DFG-Projektes „Vernetzte Quellen zur deutschen Musikkultur des 20. Jahrhunderts: Die Jugendmusikbewegung“ (2020-2023), in dem zunächst die relevanten Bestände erschlossen wurden, erstellten die beiden Musikwissenschaftlerinnen Ute Brüdermann und Amrei Flechsig ein umfangreiches Online-Themenportal, das die Jugendmusikbewegung in ihrer Vielschichtigkeit beleuchtet – eine Seite, die zum Stöbern wie zur umfassenden Information gleichermaßen einlädt. Als besonderen Service bietet sie eine integrierte Quellen- und Literatursuche mit Zugriff auf zwei Datenbanken (ARCINSYS, OPAC).

Als eine musikpädagogische Bewegung entwickelte sich die Jugendmusikbewegung um 1920 aus der Jugendbewegung heraus und setzte sich zum Ziel, die Jugend bzw. letztlich das ganze Volk zum Singen und zu musikalischer Betätigung zu führen. Das Laienmusikleben in all seinen uns heute bekannten Facetten wurde durch die Jugendmusikbewegung aufgebaut: Mit Jugend- und Volksmusikschulen entstanden Institutionen für die musikalische Bildung, der schulische Musikunterricht und die Lehrerausbildung wurden auf neue Füße gestellt, (alte) Instrumente nachgebaut und verbreitet, das musikalische Repertoire erweitert, zahlreiche Editionen für die musikalische Praxis erstellt und Beteiligungsformate wie das Offene Singen oder die Musikwoche begründet. Die Hochphase der Jugendmusikbewegung lag dabei in den 1920er Jahren, doch setzten viele Akteure ihre Musikarbeit unter den Bedingungen der NS-Herrschaft fort; nach dem Zweiten Weltkrieg waren sie am Wiederaufbau des Musiklebens beteiligt, der im Rekurs auf die vormals entwickelten Ideen begonnen wurde. Nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich sind die Grenzen der Jugendmusikbewegung nicht klar zu ziehen, denn ihr Einfluss reichte – über Verbindungen einzelner Akteure ins Ausland und über Exilanten – weit über Deutschland hinaus.

Stiftung Jugendburg Ludwigstein