Kurzbeschreibungen unserer mittelalterlichen Zünfte

Filzen
Im Mittelalter war Filz ein wichtiges und vielseitiges Material, dass vor allem zur Herstellung von Kleidung genutzt wurde. Filzkleidung schützte nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Regen, da ein dicht gefilztes Kleidungsstück kein Wasser durchlässt. Die Eigenschaften von Filz waren sehr nützlich, da man hauptsächlich zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs und somit der Witterung ausgesetzt war. Um zu verstehen, wie aufwendig das Verfilzen von Schafwolle war, können die Schüler dies im Mittelalter-Programm als Zunft selbst ausprobieren. Dabei wird aus Schafwolle und unter der Einwirkung von Druck, Reibung und warmer Feuchtigkeit, ein bunter Ball oder Reif angefertigt, den die Kinder anschließend mit nach Hause nehmen dürfen.


Speckstein
Die meisten Urkunden und Rechtsgeschäfte wurden im Mittelalter mit Siegel versehen. Als Werkzeug dazu dienten der Siegelstempel und Wachs. Die verschiedenfarbigen Wachssiegel entsprachen den unterschiedlichen Rängen der Obrigkeiten. Nach Einführung in Material, Werkzeug und Beispielen fertigen die Schüler der 5.-6. Klassenstufen ein „Rittersiegel“ mit Initialen in Spiegelschrift an. Jüngere Teilnehmer bekommen alternative Vorschläge (z.B. Schmuckstücke). Nach der Bearbeitung mit den verschiedenen Werkzeugen werden die Steine poliert und geölt.


Kerzen ziehen
Kerzen wurden im Mittelalter nur aus Bienenwachs hergestellt. Sie waren so teuer, dass sie sich nur die Adligen sowie Klöster und reiche Kirchen leisten konnten. Die ärmere Bevölkerung musste sich mit Talglichtern behelfen oder ging mit den Hühnern ins Bett. Mit Ausdauer und Geduld entsteht durch Eintauchen eines Dochtes in heißes Stearin (Bienenwachs ist auch heute noch recht teuer) eine Kerze. Je nach Geschmack kann sie noch gefärbt oder mit Wachstropfen, Gräsern und Blütenblättern verschönert werden. Sie darf natürlich mit nach Hause genommen werden.


Duftsäckchen nähen
Das Nähen ist einer der ältesten handwerklichen Berufe. Der seit dem 12. Jahrhundert bekannte Beruf des Zuschneiders war durchaus beliebt, da er vielseitig und kreativ höchst anspruchsvoll sein konnte. So mussten Gewandungen genäht, Wappenzeichen gestickt und allerlei Nützliches für den Alltag hergestellt werden. In unserer Mittelalterzunft können die Schüler ausprobieren, so ein Duftsäckchen selber herzustellen, um damit einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Zuschneiders zu erhalten. Unser Programm umfasst das Nähen, Verzieren und Befüllen eines kleinen Säckchens.


Ledersäckchen herstellen
Der Beutler, auch Beutelmacher ist ein Handwerker, der eine Art von Lederwaren oder Beutel aus Leinwand oder kostbaren Stoffen herstellt, wie neben ihm Täschner, Feintäschner, Gerber, Kürschner, Riemer, Sattler und Schuster.

Die Spezialisierung bei der Herstellung von Lederwaren ging im Mittelalter bei den Zünften so weit, dass man je nach der Feinheit des Leders, aus dem Beutel hergestellt wurden, zwischen dem Beutler (feines Leder) und dem Säckler (grobes Leder) unterschied sowie zwischen Feintäschner und Täschner.
Aus Kunstleder wird ein kleines Säckchen oder Tasche geschnitten und mit einer selbst gedrehten Kordel in gestanzte Löcher zusammen genäht.
Hier wird der Umgang mit Schere und Lochzange geübt und aus Garn eine Kordel gedreht  und Knoten, Schleifen und Knöpfe dienen als Verschluss.


Spinnen und Bau einer Handspindel
Von der Jungsteinzeit bis ins hohe Mittelalter wurde ausschließlich mit der Handspindel gesponnen. Spinnräder gab es erst ab dem 13. Jahrhundert, zunächst in Form von Spindelrädern. Diese hatten noch keinen Fußtritt und wurden mit einer Hand gedreht, während die andere Hand die Fasern auszog. 
Beim modernen Spinnen ist das Spinnen direkt aus der Hand beliebt. Das heißt, dass man den Kammzug in einer Hand hält. Mit der anderen Hand wird dann die Spindel angestupst, sodass sie sich dreht, gleichzeitig werden dann mit beiden Händen oben die Fasern ausgezogen. Sobald die Spindel aufhört sich zu drehen, stupst man sie wieder an und wiederholt den Vorgang.Wenn man im Sitzen mit einer modernen Fallspindel spinnt, fällt die Spindel gerade nach unten. Meist führten Frauen das Spinnen „nebenher“ aus, beim Tiere hüten, auf dem Markt oder bei der Kinderbetreuung.

Die Kinder lernen über die regionale Bedeutung und Verarbeitung (Schur und Kämmen) der Rohwolle vom Schaf. 
Zu zweit, als Spinner und Spindel, werden miteinander Fäden gesponnen. Mit Gefühl und Geschick wird der Faden gedreht und gewickelt. Am Ende kann auf einer Handspindel alles Gelernte und gesponnen mit nach Hause genommen werden.


Seifenblasengauckelei
Vor etwa 5000 Jahren stellten die Sumerer erstmals Seife aus Pflanzenasche, Ziegentalg und Wasser her. Auch schon zu dieser frühen Hochkultur dürften die Seifenblasen bei Kindern und Erwachsenen große Freude hervorgerufen haben.
Seifenblasen sind ein Symbol der Freiheit, der Leichtigkeit und der Unbeschwertheit. Sie schweben durch die Luft und bringen Farbe und Freude in den Raum. Sie erinnern uns daran, dass das Leben kurz ist und wir jeden Moment genießen sollten.

Mit den Kindern werden Kordeln geflochten und Holzstäbe mit diesen Seilen bestückt, die in die selbst hergestellte Seifenlauge getaucht, Riesenseifenblasen hervorzaubern. Ein kurzweiliges Spektakel für alle Anwesenden.