Jugendbrücke Ukraine 2024

Jugendbrücke Ukraine in Pomorskie (Pommern) gestrandet

Organisiert von der Fundacja Filmoviec aus Poznan (Posen) und der Jugendbildungsstätte Ludwigstein trafen sich vom 2. bis 8. Juni 2024 im polnischen Leba 32 Jugendliche und 7 Teamer aus Krzyz Wielkopolski und aus der Valentin-Traudt-Schule Großalmerode zu einer Rückbegegnung im Rahmen ihres deutsch-polnischen Jugendaustauschs „Jugendbrücke Ukraine“. Wie auch schon beim Februar-Treffen auf der Jugendburg Ludwigstein nahmen an der finanziell vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk und vom Land Hessen sowie von der Stiftung Deutsch-Polnische Zusammenarbeit unterstützten Veranstaltung Haupt- und Realschüler sowie Gymnasiasten aus beiden Ländern, aber auch aus der Ukraine stammende Jugendliche teil.

Im Zentrum des Treffens stand Teil 2 eines themenoffenen Filmworkshops unter dem Titel „Eine Einstellung“, bei dem die 14-16 jährigen Jugendlichen in deutsch-polnischen Filmteams mit ihren Smartphones schnittfreie Kurzfilme mit Titeln wie „Transformers“, „Egoist“ oder „Marya“ drehten. Darüber hinaus setzten sie im Rahmen eines Fotowettbewerbs ihr Porträt in einen künstlerischen Kontext mit der kleinen Küstenstadt, die sie zu Beginn der Begegnung in deutsch-polnischen Kleingruppen auf einer Stadtrallye erkundet hatten, wo zum Beispiel ein Uralt-Matrose mit seiner Lebensgeschichte faszinierte.

Gestrandet war die Begegnung vom ersten Tag an, denn Leba als polnisches Ostseebad fasziniert sowohl durch endlose Strände als auch durch die 42 Meter hohe Lontzkedüne, die als größte Wanderdüne Europas oder „polnische Sahara“ einem riesenhaften Sandkasten gleicht. Entsprechend ortsgerecht startete jeder Tag mit frühsportlichen Strandlauf und anschließendem Wellenbad - ein Angebot, dass bei 13 Grad Wassertemperatur auf begrenzten Zuspruch stieß. Nachmittags dagegen stürzten sich die Jugendlichen nach Strandburgenbau und Volleyball schon mal in Gruppenstärke zwischen die salzigen Schaumkronen. Die acht Kilometer lange Strandwanderung bis auf die Spitze der Wanderdüne schaffte es bei vielen Teilnehmern unter die Top-3 der Wochenhighlights.

Reiche Eindrücke lieferte eine Tagesexkursion in die quirlig-erhabene Ostseemetropole Gdansk (Danzig), wo die Stadtführung vom weltgeschichtlichen „Plac Solidarnosc“ (Erinnerung an den Sturz des Kommunismus) über die Kindergassen von Günter Grass (Literaturnobelpreisträger) auf dem 400 Stufen-Turm der backsteinmächtigen Marienkirche gipfelte. Die Schiffstour durch den Hafen entlang Westerplatte ins nahe Sopot verknüpfte mit mittelalterlicher Hanse, Denkmal des deutschen Überfalls auf Polen von 1939 und einem Podium des aktuell für Europa wahlkämpfenden Warschauer Bürgermeisters Trzaskowski Vergangenheit und Zukunft.

Polen ist anders, stellten die deutschen Teilnehmer angesichts von grünen Strassenschildern, niedrigeren Tempolimits, überbordender Großflächenwerbung, schwarzgekleideten Nonnen und zahlreichen Zabka-Minimärkten fest, wogegen Automarken und Jugendkleidung sich überhaupt nicht unterscheiden würden. Wesentlicher aber war ohnehin das jugendliche Lebensgefühl, dass sie, begleitet von einer allgegenwärtigen Lautsprecherbox, in Labyrinth-Gängen, im Illuseum, bei Straßentänzen und zuallererst in gemischten Zimmerrunden fünf Tage lang mal wild, mal nachdenklich und mal verknallt zelebrierten.

Als die deutschen Jugendlichen am Abreise-Samstag um sechs Uhr Richtung Heimat aufbrachen, hatten sie nicht viel Schlaf hinter sich. Diesen nachzuholen, war unerwartet schwierig, denn die Gruppe musste den vor Poznan liegengebliebenen Eurocity verlassen und stand im Folgezug bis Berlin dichtgedrängt zwischen Koffern auf den Gängen. Bequemer wurde es im ICE ab Berlin, wo fast alle Teilnehmer mit Hilfe des anonymen Online-Fragebogens „i-Eval“ Höhepunkte und Kritik ihrer internationalen Erlebnisse teilten. Am Kasseler Bahnhof schließlich endete das Abenteuer für die Großalmeröder Schüler in den Armen ihrer Eltern.